In der Leserunde zu »Das blaue Medaillon« habe ich wieder einmal festgestellt, wie unterschiedlich die Erwartungen von Lesern an einen Roman sind. Worüber die eine Leserin oder der eine Leser glücklich ist, das langweilt den anderen. Was die eine als mutig und außergewöhnlich feiert, das tut der andere als »unrealistisch« ab. Wer einen Krimi erwartet, den enttäuscht die humorvolle Liebesgeschichte, wer über heiße Küsse lesen möchte, hat oft für historische Details über Barocktheater wenig Geduld. Romane zu schreiben, bedeutet ohnehin, auf dem schmalen Grat der Gesetze des Geschichtenerzählens zu wandern. Es wird beinah unmöglich, wenn die Autorin versucht, die individuellen Erwartungen aller Leser zu befriedigen.
Wenn ich meine Geschichten schreibe, folge ich keinem gleichbleibenden Muster. Sicher gibt es Eigenheiten, die alle meine Romane teilen, dennoch ist jeder neu und anders für mich. Deshalb kann es passieren, dass eine Leserin, die gerne wieder ein ähnliches wie ein bestimmtes meiner früheren Bücher lesen würde, von dem nächsten Buch überrascht oder schlimmstenfalls enttäuscht wird.
Meine Romane bieten unterschiedliche Arten von Spannung. Jemand, der in »Der Rabe und die Göttin« von Havenars und Frygdis' unsterblicher und durchaus erotischer Liebe begeistert war, wird diese Art Leidenschaftlichkeit in »Herrin des Nordens« vermissen (obwohl es auch dort mehr als eine Liebesgeschichte gibt). An der Historie Interessierte hingegen sind mit »Herrin des Nordens« vermutlich zufriedener. Denn hier erzähle ich von einer geschichtlichen Entwicklung: dem Untergang der Stadt Haithabu, die im Roman beinah ebenso zur Protagonistin wird wie Ingunn – die menschliche Heldin des Geschehens. »Das blaue Medaillon« ist eine Geschichte, die trotz eines tragischen Beginns wesentlich leichtherziger und humorvoller erzählt ist als z.B. »Die Bogenschützin«, zudem ist der Krimifaktor im »Medaillon« ausgeprägter als in den meisten anderen meiner Romane.
So könnte ich noch etliche Beispiele für Faktoren aufzählen, an denen Leser(innen)erwartungen sich gelegentlich reiben. Aber zu meinem eigenen Vergnügen habe ich mir etwas Besseres ausgedacht: Die »MSM-Romanerlebnis-Skala«.😉 Ich habe meine Romane miteinander verglichen und bewertet, wie stark ausgeprägt bestimmte Faktoren bei ihnen sind. Wenn ihr also überlegt, was ihr als nächstes von mir lesen wollt, dann werft doch mal einen Blick darauf. 💗