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Donnerstag, 28. September 2017

Fragen an Martha, Nr. 3


Früher habe ich nur grob geplant und mit dem Schreiben angefangen, wenn ich den Anfang und das Ende wusste und eine vage Vorstellung von der Mitte hatte. Das hat Spaß gemacht und für jede Menge Überraschungen für mich selbst gesorgt, aber extrem viel Zeit bei den Überarbeitungen gekostet.
Mittlerweile nehme ich mir mehr Zeit für die Planung im Vorfeld und schreibe eine Outline, die schon recht genau den Handlungsverlauf und dazu passende Szenenideen enthält. (Das brauche ich auch für das Exposé, das der Verlag bekommt, um zu entscheiden, ob er den Roman verlegen will.)
Das klingt nun, als könnte ich anschließend den Roman fix herunterschreiben. Aber so ist es dann doch nicht, denn hier kommen die Überraschungen ins Spiel. Die Entwicklung der Figuren schon vor dem Schreibbeginn genau festzulegen, kann und mag ich nämlich nicht. Ich entdecke beim Schreiben, wie die Figuren sich entwickeln, wie sie von ihren Erlebnissen oder voneinander beeinflusst und verändert werden. Erst wenn ich weiß, wie es allen Figur in einer Szene emotional gerade geht, kann ich entscheiden, ob die Handlung wirklich so ablaufen kann, wie ich sie mir ganz zu Anfang vorgestellt hatte. Wenn ich etwas verändere, zieht das natürlich weitere Änderungen nach sich. Manchmal bringt mir auch die Recherche, die ich während des Schreibens weiterführe, eine neue Idee oder die Erkenntnis, dass ich mich in einer Sache geirrt habe. Dann baue ich die Handlung ebenfalls um.
Wenn ich die Handlung und Figurenentwicklung wirklich schon vor dem Schreiben ganz genau aufgezeichnet hätte, würde ich mich beim Schreiben langweilen.