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Neuigkeiten rund um meine Romane und Antworten auf Fragen, die mir häufig gestellt werden.

Mittwoch, 18. Oktober 2017

"Der Rabe und die Göttin" als E-book mit neuem Cover

Vor zwei Jahren habe ich angefangen, meine eigene »Backlist« (das heißt, meine älteren Romantitel, deren Rechte nach Vertragsablauf vom Verlag an mich zurückgefallen sind) im E-Book-Format herauszubringen. Der erste Titel war »Der Rabe und die Göttin«. Jetzt fand ich es an der Zeit, dass dieses E-Book ein neues Gewand erhält. Zur Feier dessen habe ich den Preis gesenkt. Wie übrigens auch für mein Kinderbuch »Elsternseele und Rabenherz«, bei dem ich das Cover noch einmal leicht feingeschliffen habe. Meine E-books sind bei Amazon erhältlich und in den nächsten Tagen auch bei den Händlern der Tolino-Allianz. Und ta ta, hier sind sie, jetzt für € 4,99 bzw. € 3,99:

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Dienstag, 17. Oktober 2017

Martha und die Erwartungen


In der Leserunde zu »Das blaue Medaillon« habe ich wieder einmal festgestellt, wie unterschiedlich die Erwartungen von Lesern an einen Roman sind. Worüber die eine Leserin oder der eine Leser glücklich ist, das langweilt den anderen. Was die eine als mutig und außergewöhnlich feiert, das tut der andere als »unrealistisch« ab. Wer einen Krimi erwartet, den enttäuscht die humorvolle Liebesgeschichte, wer über heiße Küsse lesen möchte, hat oft für historische Details über Barocktheater wenig Geduld. Romane zu schreiben, bedeutet ohnehin, auf dem schmalen Grat der Gesetze des Geschichtenerzählens zu wandern. Es wird beinah unmöglich, wenn die Autorin versucht, die individuellen Erwartungen aller Leser zu befriedigen.
Wenn ich meine Geschichten schreibe, folge ich keinem gleichbleibenden Muster. Sicher gibt es Eigenheiten, die alle meine Romane teilen, dennoch ist jeder neu und anders für mich. Deshalb kann es passieren, dass eine Leserin, die gerne wieder ein ähnliches wie ein bestimmtes meiner früheren Bücher lesen würde, von dem nächsten Buch überrascht oder schlimmstenfalls enttäuscht wird.
Meine Romane bieten unterschiedliche Arten von Spannung. Jemand, der in »Der Rabe und die Göttin« von Havenars und Frygdis' unsterblicher und durchaus erotischer Liebe begeistert war, wird diese Art Leidenschaftlichkeit in »Herrin des Nordens« vermissen (obwohl es auch dort mehr als eine Liebesgeschichte gibt). An der Historie Interessierte hingegen sind mit »Herrin des Nordens« vermutlich zufriedener. Denn hier erzähle ich von einer geschichtlichen Entwicklung: dem Untergang der Stadt Haithabu, die im Roman beinah ebenso zur Protagonistin wird wie Ingunn – die menschliche Heldin des Geschehens. »Das blaue Medaillon« ist eine Geschichte, die trotz eines tragischen Beginns wesentlich leichtherziger und humorvoller erzählt ist als z.B. »Die Bogenschützin«, zudem ist der Krimifaktor im »Medaillon« ausgeprägter als in den meisten anderen meiner Romane.
So könnte ich noch etliche Beispiele für Faktoren aufzählen, an denen Leser(innen)erwartungen sich gelegentlich reiben. Aber zu meinem eigenen Vergnügen habe ich mir etwas Besseres ausgedacht: Die »MSM-Romanerlebnis-Skala«.😉 Ich habe meine Romane miteinander verglichen und bewertet, wie stark ausgeprägt bestimmte Faktoren bei ihnen sind. Wenn ihr also überlegt, was ihr als nächstes von mir lesen wollt, dann werft doch mal einen Blick darauf. 💗

http://www.martha-sophie-marcus.de/msm_romanerlebnis_skala.jpg




Montag, 2. Oktober 2017

Fragen an Martha, die elfte und letzte


Wie umfangreich und detailliert ein Exposé sein muss und ob eine Leseprobe dazugehört, ist von Verlag zu Verlag und von Fall zu Fall unterschiedlich. Manchmal hat ein Kurzexposé für die Entscheidung des Verlags genügt, in dem auf zwei Seiten die Hauptpersonen und der Handlungsverlauf grob zusammengefasst waren. In anderen Fällen brauchte der Verlag eine schon sehr weit ausgearbeitete Handlung plus Leseprobe. Ich bin natürlich immer froh, wenn wenig nötig ist, weil Exposés viel Arbeit machen, von der ich nie weiß, ob sie sich am Ende lohnen wird. Aber wie ich oben zu einer anderen Frage schon geschrieben habe: Ich weiß über die Handlung ohnehin schon viel, bevor ich einen Roman (in welcher Form auch immer) anbiete. Anderenfalls könnte ich dem Verlag nicht zusagen, dass er das Manuskript im ungefähr abgesprochenen Umfang zum festgelegten Zeitpunkt erhält.

Fragen an Martha, Nr. 10


Die 1920er Jahre waren eine extrem spannende Zeit, und grundsätzlich schließe ich keine Epoche aus. Momentan fühle ich mich aber gedanklich noch für eine Weile an die frühe Neuzeit gebunden. Der nächste Roman, der von mir bei Lübbe erscheinen wird, spielt wie »Das blaue Medaillon« im 17. Jahrhundert. (Das Manuskript ist schon fertig) Und für das Projekt, das ich zurzeit plane, beschäftige ich mich mit dem beginnenden 18. Jahrhundert.

Fragen an Martha, Nr. 9


Ich könnte nicht in jedem Fall erklären, warum mich bestimmte Umstände oder Personen faszinieren und inspirieren. Aber das Interesse und die Auseinandersetzung mit manchen Themen zieht sich bei mir, wie wohl bei jedem Menschen, durch Lebensphasen oder sogar das ganze Leben. Bei mir sind es z.B. das Verhältnis der Geschlechter und Frauenrechte, die mich immer besonders beschäftigt haben. Daher sehe ich mir bei der historischen Recherche automatisch genau an, welche Rolle die Frauen in welchen Zusammenhängen gespielt haben. Oft ergeben sich daraus schon Ideen, von denen ich weiß, dass sie mein Interesse für die lange Schreibzeit eines Romans fesseln werden. Aus Ungerechtigkeit entstehen Konflikte, wie wir alle nur zu gut wissen. Und Konflikte sind Nährstoff für den Roman. Das heißt: Eine Romanidee ist für mich nur tauglich, wenn die Situation, in die ich die Personen bringe, reichlich Konfliktpotential bietet. Wobei es sich sowohl um zwischenmenschliche Streitigkeiten oder den Kampf mit äußeren Umständen als auch um ganz private Gewissenskonflikte handeln kann.
Wenn ich eine Kernidee habe, von der ich glaube, dass etwas daraus werden könnte, lasse ich sie gären, sammle Material und plane dann schrittweise immer genauer die Handlung. Erst wenn ich herausgefunden habe, ob es in jedem Teil der Handlung eine spannende offene Frage gibt und ob der Ausgangskonflikt bis zum Ende bestehen bleibt oder durch einen anderen, ebenso starken abgelöst wird, schreibe ich das Exposé und biete den Roman an. Dann weiß ich sicher, dass ich den Roman wirklich schreiben kann – und auch, welchen Umfang er ungefähr haben wird. Natürlich bleibt trotzdem ungewiss, ob die Leser meine offenen Fragen so spannend finden wie ich. Wenn jemand ganz andere Lebensthemen hat, passt es natürlich auch mal nicht.

Sonntag, 1. Oktober 2017

Fragen an Martha, Nr. 8


Schrecklich gern würde ich in verschiedensten vergangenen Epochen mal für eine Weile ein unsichtbares (und unverwundbares) Mäuschen spielen. Leben möchte ich aber nicht in der Vergangenheit. So sehr man an der Gegenwart herummäkeln kann, leben wir doch im Vergleich zu früher ein leichtes und sicheres Leben, vor allem als Frauen. Ich bin zu froh, dass ich in einer Gesellschaft lebe, die mir (zumindest theoretisch und einklagbar) als Frau dieselben Rechte einräumt wie den Männern. Ich bin froh, dass ich meine Kinder in einer Zeit zur Welt bringen durfte, in der die meisten Mütter die Geburt überleben und Säuglinge im Vergleich zu früher eine sehr hohe Überlebenswahrscheinlichkeit haben. Und neben all diesen hochwichtigen Errungenschaften finde ich es auch toll, dass Tee, Kaffee und Schokolade keine absolut unerschwinglichen Luxusgüter mehr sind. ;-)
Ich kann gar nicht sagen, dass mich das 17. Jahrhundert viel mehr fasziniert als andere Epochen. Aber je länger ich recherchierte, desto stärker nahm mich die höfische Atmosphäre dieser Zeit gefangen: die Üppigkeit der Ausstattung, von Kleidern bis zu Möbeln und Mahlzeiten, dabei die ungeheuer komplizierten Regeln des Zeremoniells und die verwickelten Machtspiele, bei denen jede kleine Äußerung ungeahntes Gewicht haben konnte. Tatsächlich war das alles eine fortwährende Schauspielerei. Nicht umsonst liebte der Adel zu dieser Zeit Maskenfeste und Theater aller Art. Eine Maske konnte für eine Weile die alltägliche, zwanghafte Selbstdarstellung verändern und vielleicht eine kleine Erleichterung verschaffen.

Fragen an Martha, Nr. 7


Die Persönlichkeit der Figuren entwickelt sich zum Teil schon während ich den Roman plane. Wobei sich das Plotten des Handlungsverlaufs und die Entwicklung der Figuren bei mir nicht voneinander trennen lassen, sondern ineinandergreifen. Beides beeinflusst sich gegenseitig. Manchmal sehe ich Personen schon deutlich vor mir, bevor ich anfange zu schreiben. (Bei Alessa und Arthur war das so.) Vollständig und endgültig lege ich vor dem Schreiben aber weder Charaktere noch Handlung fest. Es wäre zu komplex, von so vielen Figuren schon über die ganze Spanne des Romans im Voraus wissen zu müssen, welche emotionalen Reaktionen und Verhaltensweisen sie in welcher Situation zeigen werden. Ich müsste mir dann so viele Notizen machen, dass sie die Textmasse des eigentlichen Romans möglicherweise übertreffen würden. Wenn ich während des Entstehens der ersten Manuskriptfassung herausgefunden habe, wer eine Person ganz genau ist, verstärke ich bei den Überarbeitungsdurchgängen die Charakterisierung.
Da ich zwar schon viel über die frühe Neuzeit wusste, aber noch keinen Roman geschrieben hatte, der im höfischen Milieu des Barock spielt, musste ich eine Menge neues Material sammeln. Zeitweise stapelten sich an die dreißig Bücher über Fürstenhöfe, Biographien, Theatergeschichte, die Erziehung junger Adliger, allgemeine Kulturgeschichte und Stadtgeschichte auf meinem zweiten Schreibtisch. Ich habe mich ausgiebig mit dem Herzoghaus Braunschweig-Lüneburg und seinen Mitgliedern befasst und auch beim Schreiben immer wieder nachgeschlagen, um den fiktive Handlungsrahmen ohne sichtbare Nähte in die historischen Tatsachen einzupassen. Der Vorteil dieser umfassenden Recherche war, dass ich gleich Anregungen und Wissen für den nächsten Roman gefunden habe, der inzwischen schon fertig geschrieben ist und ebenfalls bei Lübbe erscheinen wird. Und gerade habe ich eine neue Romanidee ausgearbeitet, mit der ich auch noch ungefähr in der gleichen Zeit bleibe.