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Freitag, 12. Oktober 2018

Von der Kunst, Ideen zu Romanen großzuziehen, Teil 2

In Teil 1 dieses Blogposts habe ich erzählt, wie gründlich ich eine Idee abtasten muss, bevor ich weiß, ob ich wirklich ein Konzept daraus machen und den Roman schreiben kann und will. In diesem Teil möchte ich euch ein paar von den Werkzeugen vorstellen, die mir von Anfang an bei dieser Arbeit helfen.
Eine Software, die ich erst seit kurzer Zeit verwende, aber nicht mehr missen möchte, ist »Aeon Timeline«. Mit dem Anlegen eines Zeitstrahls beginnt für mich schon während der Recherche die Arbeit an einem Roman. Gerade beim historischen Roman ist es für mich zwingend notwendig, herauszufinden und zu überblicken, welche Ereignisse, geschichtlichen Phasen und Lebensdaten wichtiger historischer Persönlichkeiten in den Zeitrahmen und die Gegend fallen, in denen ich meine Romanhandlung verankern möchte. In »Aeon Timeline« kann ich passend dazu auch die fiktiven Ereignisse meiner Geschichte und die Personen mit ihren Lebensdaten festhalten. Das Programm zeigt mir praktischerweise sogar, wie alt die eingetragenen Personen zu welchem Zeitpunkt sind. Allein aus der Beschäftigung mit den zeitlichen Zusammenhängen ergeben sich oft schon bedeutsame Elemente für die Handlung.
Im nächsten Schritt kann ich die Daten aus der Timeline automatisch in mein Schreibprogramm Scrivener übertragen lassen. Die beiden Programme arbeiten zusammen und synchronisieren die Daten auf Wunsch auch fortlaufend.



Früher (vor Aeon) habe ich die Timeline-Planung mit einem Programm für Tabellenkalkulation gemacht (Excel, Open Office Calc, Planmaker). Das fällt nun weg. Nur an einer Tabelle halte ich fest: dem Überblick über das Alter der mitspielenden Personen. Auf einen Blick sehen zu können, wie alt meine Charaktere in einem bestimmten Jahr waren, ist oft hilfreich.



Um den eigentlichen Plot des Romans zu entwickeln, mir Zusammenhänge, Ereignisse oder Konflikte vor Augen zu führen oder einfach nur wild Ideen zu sammeln, lege ich Mindmaps an. Gelegentlich mache ich das zwischen Tür und Angel mit Papier und Stift, oft aber am Computer. Ein extrem einfaches und schnelles Programm dafür ist Scapple. Auch Scapple arbeitet reibungslos mit Scrivener zusammen. Einträge lassen sich ganz einfach von einem Programm ins andere ziehen und wieder zurück.



Scrivener ist der Dreh- und Angelpunkt für meine Arbeit am Roman. Hier schreibe ich nicht nur die Textabschnitte des Manuskripts, sondern sammle auch die nötigen Hintergrundinformationen. (Recherchematerial, Steckbriefe der Figuren, Orte und Gegenstände, Links zu den Mindmaps, Timeline-Daten und Notizen.)



Erst ganz zum Schluss verlässt mein fast fertiges Manuskript Scrivener als Word-Dokument, das ich mit Papyrus und dem dort integrierten Duden-Korrektor noch einmal auf Rechtschreib- und Grammatikfehler durchgehe. Papyrus Autor ist übrigens ebenfalls eine tolle Autorensoftware, deren jüngste Version ähnliche Funktionen hat wie Scrivener + Scapple + Aeon Timeline. Viele AutorInnen finden darin schon alles, was sie brauchen. Ich selbst mag allerdings die Papyrus-Timeline und -Figuren-Datenbank nicht so gern wie meine Kombination aus Scrivener und Aeon. Wenn ich zwischendurch kürzere Texte schreibe, nutze ich Papyrus aber gern.

Falls dieser Beitrag Euch für eins der Programme interessiert hat, ist er wohl so etwas wie Werbung. Mich hat trotzdem niemand zu diesem Beitrag aufgefordert oder mich gar dafür bezahlt.

Donnerstag, 11. Oktober 2018

Von der Kunst, Ideen zu Romanen großzuziehen, Teil 1


 

Was ist eine gute Idee?
Im letzten Blogpost habe ich leichthin geschrieben, dass ich gerade zwei Exposés abgegeben hätte. Das klingt, als hätte ich diese Romankonzepte innerhalb von einer Woche erfunden und formuliert. So ist es nicht. Beide Ideen für historische Romane trage ich schon lange mit mir herum. Und wie immer habe ich viel recherchiert, bevor ich auch nur die grobe Handlung für die Geschichten entworfen habe.
Einfach irgendwelche Ideen für Geschichten zu haben, ist leicht. Ich nehme an, dass beinah jedem Menschen in seinem Leben mal der Gedanke durch den Sinn schießt: »Wow, das wäre jetzt eine Idee für ein Buch.« Doch wenn es daran geht, den Roman zu schreiben, passiert es häufig, dass die Idee ihren Glanz verliert. Dafür kann es viele Gründe geben. Manchmal war die Idee einfach zu klein, um für eine lange Geschichte genug Interesse und Spannung zu erzeugen, oder zu beliebig. Oder beim Recherchieren stellt sich heraus, dass die Wirklichkeit (Naturgesetze, historische Ereignisse, Georgraphie, Architektur und Stadtplan …) die Grundannahmen der Idee zerstört. (Wenn zum Beispiel meine Idee darauf beruhte, dass meine Heldin 1650 im norddeutschen Urwald eine Herde Auerochsen zusammentreibt, und die Recherche ergibt, dass Auerochsen in Norddeutschland schon lange vor 1630 ausgestorben waren.)
Das allerwichtigste für meine Romanideen ist allerdings, dass sie aus meiner Persönlichkeit entspringen (meiner Gefühlslage und Neugier, meinen Überzeugungen und Interessen). Nur wenn ich eine persönliche Bindung zu einer Geschichte fühle und sie wirklich dringend erzählen will, kann ich meiner Muse abverlangen, dass sie mit mir zusammenarbeitet und monatelang dranbleibt, bis die ganze lange Schreibzeit überstanden ist. Meine Begeisterung für Aspekte, Themen oder Personen der Geschichte ist die einzige Quelle, aus der genug Energie entspringt, um ein Manuskript diszipliniert zu Ende zu bringen.
Wenn ich also das Konzept für einen Roman entwickle, stelle ich mir all diese Fragen: Ist die Idee groß genug? Stützt die Faktenlage die Grundvoraussetzungen der Idee, oder gibt es eine für mich akzeptable, schlüssige Art, die Wirklichkeit erzählerisch zu »verwandeln« (oder neu zu »erzeugen«, wenn es um Phantastik geht)? Wie gestalte ich die Idee so, dass meine eigene Begeisterung mich sogar über die unvermeidlichen kreativen Durststrecken des Schreibprozesses hinwegträgt?
Vor allem, um die letzte Frage zu beantworten, muss ich mich nicht nur mit dem Konzept auseinandersetzen, sondern auch mit mir selbst. Welche meiner augenblicklichen Interessen sind Strohfeuer? Welche erlöschen nie, weil sie von meinen großen Lebensthemen genährt werden? Für welche der verknüpften Themen kann ich mich wenigstens genug erwärmen, um sie nebenbei mit zu verarbeiten, obwohl sie mich weniger interessieren?
Dazu habe ich gerade in einem Beitrag auf der »Writer’s Digest«-Webseite eine schöne Aussage von einem amerikanischen Autor namens Robert Crais gelesen:
»Why write about anything if you’re not going to write about something you’re passionate about, characters who you’re fascinated by, a world in which you want to be in, even if it’s only for a short period of time? That passion is the engine that has to fire the whole thing, drive the whole experience.«
Das ist sehr wahr, und diesen Umstand nicht zu beachten, kann zu vielen leidvollen Stunden am Schreibtisch und ernsten Begegnungen mit dem berüchtigten »Writer’s Block« führen. Also an alle, die ebenfalls schreiben: Viel Glück bei der Themenwahl!


Sonntag, 7. Oktober 2018

Und endlich Urlaub


Am Freitag vor einer Woche habe ich mein jüngstes Manuskript abgegeben. Zum zweiten Mal in meiner nun zehnjährigen Zusammenarbeit mit Verlagen stand ich bei diesem Roman so unter Zeitdruck, dass ich mir geschworen habe, mich nie wieder auf eine Deadline einzulassen, von der ich eigentlich von Anfang an weiß, dass sie zu knapp ist. Mal sehen, ob ich es schaffe, mich daran zu halten. Was mich natürlich trotzdem nicht davor schützen würde, dass auch die angemessenere Schreibzeit nicht ausreicht, weil unvorhergesehene Dinge im Leben oder im Romanplot geschehen.
Bei dem historischen Roman, den ich gerade zu Ende gebracht habe, stand ich vor dem Problem, dass die Geschichte sich gern breiter entfalten wollte, als der mit dem Verlag vereinbarte Umfang gestattete. Ich hatte deshalb meine liebe Mühe, den Erzählfluss in seinem engen Kanalbett zu halten. Das liegt daran, dass sowohl die Nebenfiguren als auch der Haupthandlungsort für mich so interessant waren, dass ich ihnen gern viel mehr Raum gegeben hätte. Der größte Teil des Romans spielt nämlich im London des frühen 18. Jahrhunderts, und London war auch damals schon faszinierend. Was das Personal der Geschichte betrifft, reicht die Spannweite vom König bis zum Straßenmädchen. Und dann spielen auch noch schottische Rebellen mit ... Ihr versteht also sicher mein Dilemma.


Zehn Monate habe ich ab Vertragsunterzeichnung und Schreibstart gebraucht, 12 hatte ich ursprünglich veranschlagt. Es in der kürzeren Zeit zu schaffen, hat mich in ungesundem Ausmaß an den Schreibtisch gefesselt und zwischenzeitlich nah an den Rand der Verzweiflung gebracht. Aber nun ist es getan, und ich glaube, es ist eine richtig schöne Geschichte geworden. Sobald der Verlag mir Titel, Cover und Klappentext freigibt, werde ich mehr verraten.
Bis zur Veröffentlichung dauert es wie immer noch eine Weile (irgendwann in 2019). Vorher muss meine (Verlags-)Lektorin das Manuskript erst einmal lesen, dann schreitet meine (Textredaktions-) Lektorin zur Tat, dann bin ich wieder an der Reihe und gehe die Änderungsvorschläge im lektorierten Manuskript durch, anschließend folgen Korrektorat und Drucksatz, später lese ich dann noch die Druckfahnen.
Aber im kommenden Monat werde ich damit vorerst nichts zu tun haben. Nachdem ich in der vergangenen Woche zwei Exposés für verlockende neue Romanideen fertiggeschrieben und an meinen Agenten geschickt habe, stehen im restlichen Oktober vor allem zwei Projekte auf meinem Plan: Erstens kümmere ich mich um meine eigene E-Book- und Print-Neuausgabe von meinem Roman-Zweitling „Salz und Asche“, für den ich Ende des Jahres die Rechte zurückerhalte. Und zweitens mache ich mit meinem Liebsten endlich eine gute Woche Urlaub und gehe ausgiebig Bogenschießen.
Im November/Dezember würde ich dann gern mein zehnjähriges Schriftstellerinnendasein mit einem schönen Gewinnspiel feiern, an dem ihr hoffentlich Spaß haben werdet. In Gedanken packe ich schon die Gewinnpäckchen.
Bis dahin wünsche ich euch allen schon mal einen schönen Herbst!
Martha